#TierwohlStattHeimtierverbot
10 Argumente gegen eine Positivliste
Der Vorschlag, eine Positivliste einzuführen, ist durch das Ziel motiviert, Tierleid zu vermeiden. Wir teilen das Anliegen, sind aber anderer Meinung, wenn es um die Lösung geht. Aus unserer Sicht sind Positivlisten dazu nicht geeignet, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Schränkt Vielfalt ein
Mit Einführung einer Positivliste würde die Vielfalt der im legalen Handel und im legalen persönlichen Besitz befindlichen Heimtierarten eingeschränkt, aber nicht die mengenmäßige Zucht und Einfuhr einer Art. Das könnte negative Konsequenzen für den Tier- und Gesundheitsschutz haben.
2. Falsche Haltungsbedingungen
Es besteht das Risiko, dass eine Positivliste keine für bestimmte Lebens‐ und Wohnsituationen geeignete Tierarten beinhaltet und davon betroffene Heimtierhalter deshalb mit tierschutzrelevanten Konsequenzen auf für sie zwar ungeeignetere, aber erlaubte Tierarten ausweichen.
3. Mehr illegaler Handel
Eine Positivliste könnte zu unerwünschten Folgen durch den Erwerb aus unkontrollierten Quellen (vgl. illegaler Welpenhandel) und in der Folge zu Tierschutzproblemen bei der Haltung von Heimtieren führen. Tiere, die am Zoofachhandel vorbei und über unprofessionelle Kurierdienste erworben wurden, würden möglicherweise nicht dem Tierarzt vorgestellt.
4. Willkürliche Diskriminierung
Welche Arten gelten als „nicht so anspruchsvoll“? Die komplexe Frage, welche Tiere für ein Zusammenleben mit dem Menschen geeignet sind, lässt sich mit dem Instrument der Positivliste nicht beantworten. Ob Tiere für das Zusammenleben mit Menschen in normalen Privathaushalten geeignet sind, hängt davon ab, ob sie ihrer Biologie und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden können. Doch wie wären gute Haltungsbedingungen zu definieren? Es besteht die Gefahr einer willkürlichen Diskriminierung.
5. Keine objektiven Kriterien
Objektive Kriterien sind offenbar schwer aufzustellen: Die diversen Entwürfe für Positivlisten in den Niederlanden zeigen, dass unausgewogen bestimmte Tiere bevorzugt werden, die allerdings in der Heimtierhaltung nicht besonders relevant sind.
6. Artenschutz wird erschwert
Eine Positivliste führt zum Verlust von Wissen im Bereich Artenschutz und Erhaltungszucht. Um die Haltungsansprüche von Tieren zu verstehen und über eine Eignung für die Privathaltung zu entscheiden, müssen erst Erfahrungen in der Haltung und Zucht gesammelt werden. Damit würde es unmöglich gemacht, Tierarten in die Positivliste zu übernehmen.
7. Erhaltungszucht wird beeinträchtigt
Die verantwortungsbewusste private Tierhaltung und Nachzucht gerade auch von in ihren Biotopen durch Eingriffe des Menschen bedrohten Arten trägt zum Artenschutz bei. Viele Halter und Züchter der eher selten gehaltenen Tierarten sind wichtige Partner für Zoos und wissenschaftliche Institutionen. Insbesondere könnten koordinierte Arterhaltungsprojekte auf wissenschaftlicher Basis zwischen Privathaltern und/oder wissenschaftlichen Einrichtungen gefährdet werden.
8. Wissen zur Versorgung der Heimtiere ginge verloren
Die Heimtierindustrie hat Fortschritte bei der Entwicklung von Tiernahrung, Gehegen, Aquariumausstattung, Spezialbeleuchtung für Reptilien usw. ermöglicht, weil sie mit Absatzmöglichkeiten in einem heterogenen Heimtiermarkt rechnen konnte. Die in der Zucht und Haltung von Heimtieren gesammelte Erfahrung hinsichtlich der Bedürfnisse der Tiere hat wiederum dazu beigetragen, tiergerechte Produkte zu entwickeln.
9. Grundrechte werden unverhältnismäßig eingeschränkt
Heimtiere unterschiedlichster Art halten zu dürfen ist unter anderem Ausdruck des in Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz geschützten Persönlichkeitsrechts. Eine Positivliste, die die Haltung von Heimtieren dem Grunde nach verbietet, würde dieses Recht unverhältnismäßig stark einschränken. Je nachdem welche Person in welchem Zusammenhang ein Heimtier hält, sind auch der Allgemeine Gleichheitssatz, die Berufsfreiheit, die Wissenschaftsfreiheit und die Eigentumsgarantie betroffen. Auch mit der in Art. 34 AEUV europarechtlich geschützten Warenverkehrsfreiheit lässt sich eine Positivliste nicht vereinbaren. Detaillierte Ausführungen dazu im Rechtsgutachten von Prof. Dr. Dr. Tade M. Spranger.
10. Gesellschaftlicher Wert der Heimtierhaltung gerät in Gefahr
Heimtiere sind ein wichtiger Teil unseres sozialen und kulturellen Lebens. Nicht ohne Grund leben in fast jedem zweiten Haushalt in Deutschland Menschen mit Heimtieren zusammen. Es ist seit Jahrhunderten erforscht und seit langem erwiesen, dass sich Heimtiere positiv auf die psychische und körperliche Gesundheit der Halter auswirken. Besonders Kinder und Jugendliche scheinen in ihrer kognitiven und sozialen Entwicklung vom Leben mit einem Heimtier zu profitieren. Die vielen guten Wirkungen der Heimtierhaltung stellen einen wichtigen Nutzen für den einzelnen Tierhalter, für unser Gesundheitssystem und für die Gesellschaft insgesamt dar. Durch das grundsätzliche Verbot der Heimtierhaltung mittels einer Positivliste wird der Eindruck vermittelt, dass Heimtierhaltung im Prinzip etwas Schlechtes sei. Dabei stimmt das Gegenteil.