Nachhaltigkeit
Grüne Transformation in der Heimtierbranche

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird von Unternehmen in der Heimtierbranche als wichtiges Ziel gesehen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen in der Umsetzung. Das zeigen die Resultate einer von der WZF - Pet Industry Services, Tochter-GmbH des ZZF, unter den Interzoo-Teilnehmern durchgeführten Umfrage. ZZF und WZF unterstützen Unternehmen mit Hilfe eines Handbuchs bei der Ausrichtung ihrer Nachhaltigkeitsstrategien.

Seit 2018 erheben die Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe (WZF) in Kooperation mit der Antwerp Management School (AMS) die Nachhaltigkeitsaktivitäten bei Ausstellern und Fachbesuchern der Weltleitmesse Interzoo. Im Jahr 2022 sind 90 Prozent der befragten Unternehmen der Auffassung, dass Nachhaltigkeitsaktivitäten in den nächsten Jahren sehr bis extrem wichtig werden, sowohl für die Heimtierbranche als auch für ihr eigenes Unternehmen.

Heimtierbranche erkennt Handlungsbedarf

2018, 2021 und 2022 nannten die meisten Befragten die Erschöpfung bzw. Zerstörung natürlicher Ressourcen als größte Herausforderung innerhalb der Heimtierbranche. Darunter fallen der Verlust von Rohstoffen und Biodiversität sowie der Klimawandel. Wachsenden Anlass zur Sorge geben außerdem Natur- und Klimakatastrophen sowie Industrieunfälle. In allen Bereichen zeigten die Unternehmen ein steigendes Bewusstsein für die Notwendigkeit von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.

UN-Nachhaltigkeitsziele oder Sustainable Development Goals (SDG)

Um global nachhaltige Strukturen zu schaffen, haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen 17 Ziele bis 2030 gesetzt, die in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung festgehalten sind: Die UN-Nachhaltigkeitsziele oder Sustainable Development Goals (SDG).

Die Heimtierbranche beschäftigt sich vor allem mit Tieren und ihrer Umwelt. Daher liegen die größten Herausforderungen für den Sektor in den SDG-Bereichen

  1. Umwelt
    (SDG 13 - gasförmige Emissionen, SDG 14 - Wasser- und Bodenverschmutzung und SDG 15 - Schädigung von Ökosystemen),
  2. Gesundheit von Tier und Mensch
    (SDG 3 - Gesundheitsrisiken im Ökosystem Tier-Mensch),
  3. saubere Energie und nachhaltige Produktionspraktiken
    (SDG 7 und 12) und
  4. Zusammenarbeit
    (SDG 17).

Die Kundennachfrage ist der Hauptgrund für Unternehmen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen. Aber die Unternehmen sehen auch einen Wettbewerbsvorteil. Weitere Treiber sind die Motivation, etwas zum Klimawandel und zur Tiergesundheit beizutragen.

Viele Unternehmen haben bereits Maßnahmen ergriffen, um der Natur- und Klimazerstörung entgegen zu wirken oder zur Gesundheit von Mensch und Tier beizutragen. So fahren einige Unternehmen eine CO2-neutrale und energiesparende Strategie oder sie investieren in grüne Energie.

Natürliche Produktkreisläufe etablieren

Das Ziel ist es, natürliche Produktkreisläufe zu etablieren. Klimaneutrale Lieferungen sowie wiederverwertbare und biologisch abbaubare Materialien und recycelbare Verpackungen sind wichtige Maßnahmen in der Umsetzung. Auch umweltfreundliche Rohstoffe zählen dazu. Im Bereich Tierernährung forschen viele Unternehmen an alternativen Proteinquellen wie der Soldatenfliege oder Seidenraupen. In Bezug auf SDG14 und SDG15 reduzieren Unternehmen Kunststoffe, vermeiden Wasserverschmutzung bzw. helfen mit, Seen wieder zu renaturieren und Schutzhabitate zu errichten. Darüber hinaus gibt es Aufzuchtprojekte für gefährdete Arten. Die Branche unterstützt nachhaltigen Handel mit Tieren und die Aufklärung über invasive Arten, die der biologischen Vielfalt schaden.

Zahlreiche Unternehmen unterziehen sich Audits und Zertifizierungen oder gehen Partnerschaften in der Heimtierbranche ein: So schließen sich Unternehmen zusammen, um Nachhaltigkeitsprojekte und -maßnahmen gemeinsam umzusetzen oder sich inspirieren zu lassen. Dazu zählt beispielsweise die Pet Sustainability Coalition oder Animals for the Planet.

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zza im Gespräch mit Dr. Ina M. Henkel, Animals for the Planet

Nachhaltigkeit ist ein ganzheitlicher Plan

Bei diesen Organisationen wird nachhaltiges Wirtschaften so verstanden, dass ökologische, ethische und soziale Aspekte ebenfalls in die Unternehmensstrategie und Prozesse integriert werden. Auch Jan Beyne, Forscher im Sustainable Restoration Lab der AMS betonte auf der Interzoo.digital 2021, dass „Nachhaltigkeit ein ganzheitlicher Plan“ sei: „Es geht neben dem Umweltschutz auch um Wohlbefinden, Ausbildung, Wohlstand.“ Das Ziel sollte sein, ausgehend von der Unternehmensführung bis zur Mitarbeiterschaft eine Nachhaltigkeitsstrategie ein- und umzusetzen und diese Leistung dann selbstbewusst zu veröffentlichen.

Nachhaltige Transformation ist eine Reise der grundlegenden Veränderung. Das Ziel ist eine Gesellschaft mit hoher Synergie, eine integrierte Wirtschaft und ein florierendes Ökosystem. Diese Reise wird von den Prinzipien der wirtschaftlichen Kontinuität, der technologischen Vernetzung, der sozialen Gerechtigkeit, der ökologischen Wiederherstellung und der persönlichen Ganzheitlichkeit geleitet.

Sustainability Guidebook, WZF / Interzoo Academy

Als hinderlich für die Umsetzung der Nachhaltigkeitstransformation sehen Unternehmen vor allem zusätzliche Kosten und die derzeitige wirtschaftliche Lage an. Viele vermissen laut Umfrage auch staatliche Anreize und eine ausreichende Kundennachfrage. Politische Rahmenbedingungen wie der Green Deal (ein von der EU-Kommission definiertes Ziel, bis 2050 in der EU die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren) seien somit hilfreich, um einen Schub zu geben und gleichzeitig an Partnerschaften zu arbeiten.

Strategien und Prozesse reflektieren

Für Unternehmen der Heimtierbranche bleibt es eine wichtige Aufgabe in den nächsten Jahren, ihre Unternehmensstrategie auf das Nachhaltigkeitsziel auszurichten. Dabei rücken langfristige gesellschaftliche Werte in den Mittelpunkt: Alle Prozesse, Produkte und Dienstleistungen sollten zu einer gerechteren Gesellschaft und einer nachhaltigeren Welt beitragen.

Ein wichtiger Aspekt der Integration von Nachhaltigkeitspraktiken ist daher die regelmäßige Reflexion über die eigenen strategischen Bestrebungen, um sicherzustellen, dass diese dem Wohl des gesamten Systems dienen.

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Handbuch für Unternehmen der Heimtierbranche

WZF und Antwerp Management School wollen Unternehmen mit Herausgabe des Handbuchs bei der Entwicklung und Aktualisierung ihrer Nachhaltigkeitspläne unterstützen. Das Guidebook bietet nützliche Einblicke in Maßnahmen der im weltweiten Heimtiermarkt beteiligten Akteure.

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