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„Mehr als nur Futter”: ZZF-Symposium zur Tierernährung

17.10.2023  |  Pressemeldung

Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) veranstaltete am 14. und 15. Oktober sein 27. Symposium mit Vorträgen und Diskussionen zum Thema Tierernährung in der Heimtierhaltung. Die Beiträge umfassten unter anderem Aspekte der Herstellung, Inhaltsstoffe und Nachhaltigkeit.

Foto: Bilderwerk

Die Ernährung nimmt für das Wohlergehen von Heimtieren eine Schlüsselrolle ein, wie das Symposium des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) am 14. und 15. Oktober 2023 deutlich machte. Welche Auswirkungen mangelnde oder fehlerhafte Informationen über Ernährung haben können, sehen Tierärzte immer wieder in ihren Praxen. ZZF-Präsident Norbert Holthenrich betonte daher in seiner Begrüßung der rund 70 Teilnehmer, dass „die Vermittlung von Wissen eine der wesentlichen Grundlagen für einen effektiven Tierschutz bildet.” Die Fachtagung beleuchtete das Thema „Tierernährung in der Heimtierhaltung” in neun fundierten Vorträgen, die über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse zu Nachhaltigkeit, Deklaration und Inhaltsstoffen informierten.

Zum 27. Symposium hatte der ZZF gemeinsam mit dem Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), dem Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) und dem Arbeitskreis „Zoofachhandel & Heimtiere” der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) nach Frankfurt am Main eingeladen. Dass Tierernährung mehr als „nur” Futter, also die Zufuhr von Energie bedeutet, stand im Fokus dieses intensiven Austauschs mit Tierärzten, Zoofachhändlern und Tierexperten – neben Forschung und Wissenschaft zu Inhaltsstoffen wurden emotionale Aspekte bei den Tierhaltern ebenso angesprochen wie ökologische Innovationen.

Das Thema Nachhaltigkeit, dargestellt an insektenbasierten Futtermitteln, bildete den Einstieg ins zweitägige Symposium. Fabiola Neitzel, Geschäftsführerin der Prombyx GmbH aus Gießen, erläuterte in ihrem Vortrag, wie ihr Unternehmen eine wertvolle Proteinquelle für Heimtierfutter erschließt: „In Indien fallen tausende Tonnen Puppen des Seidenspinners als Abfall der Seidenproduktion an. Wir können uns heute nicht mehr leisten, diese Proteinquelle zu verschwenden.” Aus den Insekten können neben der Seide auch Eiweiß, antimikrobielle Peptide sowie Dünger aus ihrem Kot gewonnen werden.

Von Indien führte der nächste Vortrag ins bayrische Bergkirchen: FarmInsect produziert Fliegenlarven für die Landwirtschaft, um Soja und Fischmehl durch nachhaltig gewonnenes Eiweiß zu ersetzen. „Wachsende Weltbevölkerung, Klimawandel und steigender Fleischkonsum erfordern eine Zunahme der landwirtschaftlichen Produktion um 50 Prozent bis 2050”, erklärte Dr. Philipp Zimmermann. Am Beispiel der Schwarzen Soldatenfliege zeigte der Veterinärmediziner von FarmInsect auf, dass der hohe Gehalt an verdaulichem Protein „die Insektenlarven zu einer wirksamen Lösung macht, um die autarke Protein­versorgung in der Tierernährung zu verbessern.”

Wie die artgerechte Ernährung von Kleinsäugern geht (und wie nicht), darüber klärte Dr. Kerstin Müller, Fachtierärztin an der Freien Universität Berlin, auf: Heimkaninchen brauchen „genau das”, was auch Wildkaninchen fressen. Das Futter soll energiearm und rohfaserreich sein, weil zum einen ihr ursprünglicher Lebensraum karg ist und zum anderen der Abrieb der lebenslang wachsenden Zähne über das Futter geschieht. Auf die Folgen ungeeigneter Ernährung wie Adipositas, Zahnerkrankungen oder Diabetes mellitus wies Müller an Fällen aus ihrer Arbeit an der Kleintierklinik hin.

Ist im Alleinfutter wirklich alles drin? Dr. Julia Fritz legte in ihrem Vortrag dar, wie unlogische oder lückenhafte Angaben auf Tierfutter zu „unsichtbaren Fütterungsfehlern” führen und die Gesundheit der Tiere negativ beeinflussen können. Die Praxisinhaberin von Napfcheck betonte, wie wichtig sowohl die korrekte Deklaration durch die Hersteller als auch Zusatzstoffe für ein vollwertiges Alleinfutter sind.

Adipositas ist die häufigste ernährungsbedingte Erkrankung bei Heimtieren, etwa 44 Prozent der Hunde und 47 Prozent der Katzen sind – je nach Studie – übergewichtig. Ursachen und Folgen dieses „gern übersehenen, aber tierschutzrelevanten Problems” präzisierte Dr. Petra Kölle von der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München. Die fehlende Einsicht der Tierhalter und falsche Futtermengen, wobei Snacks häufig nicht als Energielieferant mitgezählt werden, nannte Kölle neben Krankheit und Kastration als mögliche Gründe für Adipositas. Das Übergewicht beeinflusst die Lebensqualität, reduziert die Lebenserwartung signifikant und Erkrankungen wie Arthrose und Diabetes führen bei den Tieren zu Schmerzen, Leiden und Schäden. Ihr Fazit: Prophylaxe ist einfacher als Gewichtsreduktion.

Gebarfte Hunde haben seltener Übergewicht, da sich ihre Besitzer meistens intensiver mit der Fütterung beschäftigen. Für Dr. Petra Kölle liegt hier ein Vorteil der Rohfütterung, wie sie in ihrem zweiten Vortrag ausführte. Diesem positiven Effekt stehen allerdings mögliche Risiken gegenüber wie Magen-Darm-Erkrankungen, Imbalanzen in der Nährstoff-Versorgung sowie durch rohes Fleisch auf Mensch und Tier potenziell übertragbare Krankheitserreger.

Der zweite Tag des ZZF-Symposiums widmete sich zunächst den Wildvögeln. Ihre Beobachtung stellt für viele Menschen oft den einzigen Zugang zur Natur dar. Tierarzt Dr. Marko Legler von der TiHo Hannover sieht darin einen Ansatz, um das Interesse für Natur- und Artenschutz allgemein stärker zu wecken. Die Fütterung, angepasst an die Jahreszeit und die Bedürfnisse der Vögel, schadet nicht und kann lokale Populationen nachweislich unterstützen. Das Bewusstsein, dass man mit einer falschen Fütterung auch Schaden anrichten und die Übertragung von Krankheiten fördern kann, sollte jedoch geschaffen werden.

Ernährung ist mehr als satt werden: Für Dr. Markus Baur von der Auffangstation für Reptilien, München e.V., entspricht der reine Bedarf an Nährstoffen ganz klar nicht dem alleinigen Bedürfnis der Tiere. Im Terrarium finden Reptilien eine geschützte „Home Range” vor, die alle Ressourcen bereit stellt, aber auch ein Reizvakuum bedingen kann. Baur plädiert für eine verhaltensgerechte (Lebend-)Fütterung, die den Tieren ermöglicht, ihre Bedürfnisse auszuleben. Allerdings muss das Enrichment durch Fütterung aus Sicht des Tierschutzes auch das Futtertier berücksichtigen und im Einzelfall abgewogen werden.

Zum Abschluss des ZZF-Symposiums berichtete Stephan Hoose, Geschäftsführer der Josera Petfood GmbH, aus Sicht eines Herstellers, wie die Industrie – von der sorgfältigen Auswahl der Rohwaren bis zu sensorischen und chemischen Untersuchungen im Labor – zur gesunden Tierernährung, aber auch zur nachhaltigen Produktion der Tiernahrung beiträgt.

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