Nachhaltigkeit
Grüne Transformation in der Heimtierbranche

Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Trend, sondern in allen Branchen eine Herausforderung für die globale Wirtschaft. In der Heimtierbranche hat das Thema in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen: Die Unternehmen betrachten biologische Vielfalt, natürliche Ressourcen und Gesundheit als wichtige Ziele. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien wird allerdings durch geopolitische und wirtschaftliche Faktoren entlang der gesamten Wertschöpfungskette beeinflusst.

Wie nachhaltig ist die Heimtierbranche? Diese Frage steht im Fokus der Nachhaltigkeitsstudien der Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe (WZF) in Kooperation mit der Antwerp Management School (AMS). Seit 2018 evaluieren diese Umfragen die Nachhaltigkeitsaktivitäten bei internationalen Ausstellern und Fachbesuchern der Weltleitmesse Interzoo.

Heimtierbranche sieht mehr Fortschritte

Wie die Erhebung für 2024 ergab, sind 82 Prozent der befragten Unternehmen der Auffassung, dass Nachhaltigkeitsaktivitäten in den nächsten Jahren sehr bis extrem wichtig werden, sowohl für die Heimtierbranche als auch für ihr eigenes Unternehmen. Die Aussteller und Fachbesucher der Interzoo sahen zudem im Vergleich zu 2022 mehr Fortschritte bei der Nachhaltigkeit.

Als dringlichste Herausforderung mit Blick auf die nächsten zehn Jahre nannten die Unternehmen der Heimtierbranche ökologischen Risiken wie extreme Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels sowie die Erschöpfung bzw. Zerstörung natürlicher Ressourcen, darunter fallen der Verlust von Rohstoffen und Biodiversität.

Triebkräfte der Nachhaltigkeit

Die Kundennachfrage bleibt 2024 wie in den Vorjahren der Katalysator für Unternehmen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen, 72 Prozent stuften sie als sehr und äußerst wichtig ein. Die Hälfte der Unternehmen nennen als Triebkraft gesetzliche und regulatorische Anforderungen wie die Verringerung des CO2-Fußabdrucks, was die Bedeutung der Einhaltung von Vorschriften bei der Förderung nachhaltiger Aktivitäten unterstreicht.

Die eigenen Unternehmenswerte und die Philosophie ihres Unternehmens sind ebenfalls für die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer von wesentlicher Bedeutung. Dies weist auf ein tief verwurzeltes Engagement der Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit hin. Ein Viertel der Befragten sieht außerdem einen Wettbewerbsvorteil durch nachhaltige Aktivitäten.

Kateryna Podkalenko (Antwerp Management School) präsentierte auf der Interzoo 2024 die Ergebnisse der jüngsten Nachhaltigkeitsstudie.
Foto: Dominic Heitz

Maßnahmen für Nachhaltigkeit

Viele Unternehmen haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um der Zerstörung von Natur und Klima entgegenzuwirken oder zur Gesundheit von Mensch und Tier beizutragen. Der Einsatz von lokal produzierten oder recycelten Materialien, die Zertifizierung des Unternehmens und die Entwicklung von nachhaltigen Produkten sind hier bevorzugte Ansätze. Die Unternehmen setzen auch CO2-neutrale und energiesparende Strategien um oder investieren in nachhaltige Energiequellen. Als weitere Maßnahmen nannten die Unternehmen die Entwicklung und den Einsatz alternativer Eiweißquellen, die Beteiligung an Koalitionen und Netzwerken sowie Mitarbeiterschulungen.

Natürliche Produktkreisläufe etablieren

Das Ziel ist es, natürliche Produktkreisläufe zu etablieren: Klimaneutrale Transporte sowie wiederverwertbare und biologisch abbaubare Materialien und recycelbare Verpackungen sind wichtige Maßnahmen in der Umsetzung.

Auch umweltfreundliche Rohstoffe zählen dazu. Im Bereich Tierernährung forschen viele Unternehmen an alternativen Proteinquellen wie der Soldatenfliege oder Seidenraupen. Viele Unternehmen reduzieren Kunststoffe, vermeiden Wasserverschmutzung bzw. helfen mit, Seen wieder zu renaturieren und Schutzhabitate zu errichten. Darüber hinaus gibt es Aufzuchtprojekte für gefährdete Arten. Die Branche unterstützt den nachhaltigen Handel mit Tieren und die Aufklärung über invasive Arten, die der biologischen Vielfalt schaden.

Zahlreiche Unternehmen unterziehen sich Audits und Zertifizierungen oder gehen Partnerschaften in der Heimtierbranche ein: So schließen sich Unternehmen zusammen, um Nachhaltigkeitsprojekte und -maßnahmen gemeinsam umzusetzen oder sich inspirieren zu lassen. Dazu zählt beispielsweise die Pet Sustainability Coalition oder Animals for the Planet.

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zza im Gespräch mit Dr. Ina M. Henkel, Animals for the Planet

Nachhaltigkeit als ganzheitlicher Plan

Bei den genannten Organisationen wird nachhaltiges Wirtschaften so verstanden, dass ökologische, ethische und soziale Aspekte in die Unternehmensstrategie und Prozesse integriert werden. Jan Beyne, Forscher im Sustainable Restoration Lab der AMS, betonte bereits auf der Interzoo.digital 2021, dass „Nachhaltigkeit ein ganzheitlicher Plan“ sei: „Es geht neben dem Umweltschutz auch um Wohlbefinden, Ausbildung, Wohlstand.“ Das Ziel sollte sein, ausgehend von der Unternehmensführung bis zur Mitarbeiterschaft eine Nachhaltigkeitsstrategie ein- und umzusetzen und diese Leistung dann selbstbewusst zu veröffentlichen.

Welche Faktoren hemmen die Einführung und Umsetzung nachhaltiger Strategien? Als nachteilig beurteilen Unternehmen – besonders angesichts der aktuell konkurrierenden geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen – die zusätzlichen Kosten. Neben ökonomischen Aspekten stellt der Mangel an verfügbaren nachhaltigen Materialien oder Produkten nach wie vor eines der größten Hindernisse dar und offenbart eine kritische Marktlücke. Die Unternehmen sehen in der Kundennachfrage sowohl eine Triebkraft als auch, wo diese nicht ausreichend ist, eine Barriere für die Nachhaltigkeit, und sie vermissen staatliche Anreize und Unterstützung.

Politische Vorgaben wie der Green Deal – das von der EU-Kommission definierte Ziel, bis 2050 in der EU die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren – könnten der Nachhaltigkeit als Unternehmensziel einen Schub geben.

Entwicklung tragfähiger Strategien

Die nächsten Jahre stellen die Heimtierbranche weiterhin vor die essenzielle Aufgabe, die Differenz zwischen der ökologischen Bedeutung von Nachhaltigkeit und den für die Zukunft relevanten Fortschritten auszugleichen. Dies gilt besonders bei der Einführung neuer Produkte und Praktiken wie der regenerativen Landwirtschaft. Gleichzeitig ist entscheidend, die Erwartungen der Verbraucher mit realistischen, wirtschaftlich tragfähigen Strategien zur Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Die konsequente Ausrichtung der Unternehmensstrategien auf das Nachhaltigkeitsziel wird für den Fortschritt der Branche im Bereich der Nachhaltigkeit entscheidend sein.

Nachhaltige Transformation ist eine Reise der grundlegenden Veränderung. Das Ziel ist eine Gesellschaft mit hoher Synergie, eine integrierte Wirtschaft und ein florierendes Ökosystem. Diese Reise wird von den Prinzipien der wirtschaftlichen Kontinuität, der technologischen Vernetzung, der sozialen Gerechtigkeit, der ökologischen Wiederherstellung und der persönlichen Ganzheitlichkeit geleitet.

Sustainability Guidebook, WZF / Interzoo Academy

Leitfaden für die Heimtierbranche

Im Bereich Nachhaltigkeit hat die Heimtierbranche in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen und Strategien erzielt. Die WZF und die Interzoo Academy haben zusammen mit der Antwerp Management School (AMS) das Sustainability Guidebook entwickelt, um Unternehmen beim Management ihrer Nachhaltigkeitspläne zu unterstützen. Das Handbuch zeigt Unternehmen, die mit der Transformation zur Nachhaltigkeit beginnen oder bestehende Initiativen stärken möchten, anhand von Best-Practice-Beispielen, wie sie Maßnahmen in ihre Prozesse integrieren können.

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Handbuch für Unternehmen der Heimtierbranche

WZF und Antwerp Management School unterstützen Unternehmen mit diesem Leitfaden bei der Entwicklung und Aktualisierung ihrer Nachhaltigkeitspläne. Das Guidebook bietet nützliche Einblicke in Maßnahmen der im weltweiten Heimtiermarkt beteiligten Akteure.

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