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Welt-Schildkröten-Tag am 23. Mai: Nicht schnell, aber schlau – Schildkröten sind lernfähige Heimtiere
08.05.2023 | Pressemeldung
Schildkröten haben ein erstaunliches Gedächtnis / Die Reptilien brauchen Anreize im Freigehege / Aktionstag macht auf Gefährdung der Schildkröten aufmerksam
Ihre Vorfahren lebten schon vor mehr als 200 Millionen Jahren auf der Erde, sie haben Dinosaurier und Eiszeiten überlebt: Als eine der ältesten lebenden Spezies faszinieren Schildkröten – meist Europäische Landschildkröten (Testudo spp.) – viele Tierfreunde. In Deutschland halten 31 Prozent aller Terrarianer eine oder mehrere der Reptilien.
Was viele nicht wissen: Die Panzerträger haben ein beachtliches Gedächtnis und stark unterschätzte kognitive Fähigkeiten, wie Studien ergaben. „Daher sollte ihr naturnah angelegtes Freigehege den Heimtieren neben Verstecken und Unterschlupf viele Anreize zum Erkunden bieten“, erklärt Dr. Stefan K. Hetz, Biologe und wissenschaftlicher Fachreferent im Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF).
Gut orientiert und lernfähig
Im Vergleich zu Menschen sind Schildkröten eher gemächlich unterwegs, lernen aber erstaunlich schnell. Was Ratten lernen können, machte auch „Moses“ daher keine Probleme: Die Köhlerschildkröte fand im Labyrinth den richtigen Weg zum Futter, wie seine Besitzerin Dr. Anna Wilkinson beobachtete. Die Kognitionsforscherin der britischen University of Lincoln konnte in verschiedenen Studien zeigen, dass sich Moses und seine Artgenossen ähnlich geschickt orientieren wie Nagetiere.
Die Tiere konnten sich sogar mehr als den Standort von Nahrung merken. Wilkinson trainierte Rotfußschildkröten darauf, bunte Blätter mit einem Geschmack (Mango- oder Apfelgelee) zu verbinden. Später erinnerten sich die Schildkröten, welche Farbe mit welcher kulinarischen Vorliebe assoziiert war. „Unsere Studie zeigt uns, dass sie sich tatsächlich über einen Zeitraum von mindestens 18 Monaten an visuelle Hinweise erinnern können“, erklärte Wilkinson in der Zeitschrift „Biology Letters“.
Dass Schildkröten sozusagen die Elefanten unter den Reptilien sind, fanden Tamar Gutnick und Michael Kuba von der Hebräischen Universität in Jerusalem für ihre Studie „Die unterschätzten Riesen“ heraus, die 2019 in der Zeitschrift „Animal Cognition“ erschien. Ihre Riesenschildkröten Schurli und Mädi konnten sich sogar neun Jahre nach dem ersten Training noch an ihre Aufgabe erinnern.
Abwechslung im Freigehege
Im Gehege zuhause sollten Halter die kognitiven Leistungen ihrer Reptilien zum Beispiel durch eine vielseitige Gestaltung aktivieren, die man ab und zu variiert. Wurzeln, Äste, Sträucher, Steine und ähnliches Material, das Tierhalter in der Natur finden können, machen das Gelände im Freien abwechslungsreich und sehr interessant für die Tiere. Außerdem benötigen sie Bereiche, wo sie klettern, graben oder auch baden können. „In einem einsturzsicheren Tunnel aus Gehwegplatten oder Korkrinde verstecken sie sich gerne“, ergänzt Dr. Stefan Hetz. Ein Platz zum Wärmen, wie eine besonnte Fläche oder in der Übergangszeit auch ein kleines Gewächshaus, sei für die wechselwarmen Tiere ebenfalls wichtig.
Landschildkröten fressen viele Rohfasern wie Kräuter, Heu und nur wenig Salat. Sie brauchen für die Kalziumversorgung eine Sepiaschale oder andere Kalziumquellen. Frisches Trinkwasser sollte ebenfalls nie fehlen.
Essentiell für die Gesundheit der Tiere ist eine längere Winterruhe etwa in einer Überwinterungsbox, am besten nach einer sorgfältigen tierärztlichen Untersuchung. Für die störungsfreie Beobachtung der Tiere vor und nach der Winterruhe eignet sich ein Terrarium. Dieses muss – trotz nur vorübergehender Unterbringung – mit einer geeigneten Beleuchtung und Wärmequelle, Einstreu und Versteckplätzen ausgestattet sein. „Die meiste Zeit des Jahres, je nach Gegend von Anfang Mai bis Oktober, fühlen sich Schildkröten im Außengehege wohl“, erklärt Dr. Hetz. Eine dauerhafte Unterbringung im Terrarium außerhalb dieser Zeiten ist nicht artgerecht, das sollten Halter unbedingt vor der Anschaffung einer Schildkröte bedenken.
Bei der Anschaffung den Artenschutz beachten
Leider können ihr gutes Gedächtnis oder ihr Panzer viele Schildkröten heute nicht ausreichend schützen. Am Welt-Schildkröten-Tag soll auf ihre Gefährdung etwa durch den dramatischen Verlust ihrer Lebensräume, den Klimawandel und illegalen Handel lebender und toter Schildkröten und deren Produkte aufmerksam gemacht werden. Viele Arten der Landschildkröten sind bei uns artgeschützt; die meisten Arten der Gattung Testudo haben in der Europäischen Union den höchstmöglichen Schutzstatus. Wer eine Schildkröte halten möchte, muss darauf achten, dass es sich um ein Exemplar aus europäischer Nachzucht mit den erforderlichen Dokumenten handelt.
Für die meisten Arten benötigen Halter eine spezielle Genehmigung; einige Arten müssen ab einem bestimmten Gewicht mittels eines Transponders gekennzeichnet sein. Im Zoofachhandel erhalten künftige Halter alle Informationen über die für ihre Art notwendige Bescheinigung, artenschutzrechtliche Kennzeichnung und Anmeldung bei der Artenschutzbehörde. Außerdem können die dortigen Experten umfassend über Haltung, Ernährung und Pflege der Reptilien beraten. Denn ihre Anschaffung muss gut überlegt sein: Als tierische Mitbewohner können einige der als Heimtiere geeigneten Schildkrötenarten bis zu 70 Jahre alt werden.
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Schildkröten haben ein erstaunliches Gedächtnis.
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Die meiste Zeit des Jahres fühlen sich Schildkröten im Außengehege wohl.
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