Heimtier des Jahres 2024
Zebraharnischwels

Das Heimtier des Jahres 2024 ist ein kleines Zebra aus Brasilien: Der Zebraharnischwels gehört mit seiner einzigartigen Zeichnung zu den beliebtesten Harnischwelsen. Die Heimat von Hypancistrus zebra, wie der wissenschaftliche Name lautet, ist der brasilianische Rio Xingu. Sein Lebensraum ist durch das 2016 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk Belo Monte sehr stark gefährdet. Der ZZF möchte mit der Wahl des vom Aussterben bedrohten Zebraharnischwelses zum Heimtier des Jahres 2024 auch ein breiteres öffentliches Bewusstsein für den Artenschutz schaffen.

Heimtier des Jahres 2024

Infos zum Zebraharnischwels

Von Fachleuten und Welsfans wird das Zebra aus Südamerika oft als „einer der schönsten Loricariiden” bezeichnet. Seit seiner Entdeckung in den 1980er Jahren begeistert der Süßwasserfisch als ebenso attraktiver wie friedlicher Aquarien-Bewohner, der heute auf der ganzen Welt gehalten und gezüchtet wird. Dass bei diesem kleinen Wels das Männchen die lange, intensive Brutpflege übernimmt und sich L46, wie Spezialisten ihn nennen, auch in Gesellschaft mit anderen Fischen wohlfühlt, trägt sicher zu seiner Faszination bei.

Hypancistrus zebra lebt ursprünglich im brasilianischen Rio Xingu, einem südlichen Zufluss des Amazonas. Der Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte hat seinen Lebensraum allerdings dramatisch verändert. Seit 2018 steht der Zebraharnischwels auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Im Jahr 2022 wurde er von Anhang III in den Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens hochgestuft.

Foto: Susanne und Timo Schaser

Herkunft

Südamerika, Rio Xingu, ein südlicher Zufluss des Amazonas in Brasilien: Der Zebraharnischwels lebt in der Flussschleife Volta Grande des Rio Xingu endemisch, das heißt, seine Art kommt nur hier vor.

Mit der Beschreibung von Hypancistrus zebra durch die Fischkundler Isaäc Isbrücker und Han Nijssen im Jahr 1991 wurde auch die neue Gattung Hypancistrus aufgestellt.

Der Staudamm des Wasserkraftwerks Belo Monte hat die Wasserqualität (Sauerstoffkonzentration) und die Stromschnellen (Fließgeschwindigkeit) des Rio Xingu seit 2016 dramatisch verändert.

Foto: Ingo Seidel

K-Strategie: Was Zebrawelse mit Haien verbindet

Was haben die kleinen, gerade zehn Zentimeter großen Zebrawelse mit Haien gemeinsam? In der Biologie werden beide als sogenannte K-Strategen bezeichnet. Um sich zu vermehren und einen Lebensraum zu besiedeln, verfolgen Tiere unterschiedliche Strategien. Während zum Beispiel das Kabeljau-Weibchen bis zu neun Millionen Eier auf einmal legt, hat ein Gelege des Zebraharnischwelses etwa zehn bis 15 Eier. Als K-Strategen haben Zebraharnischwelse nur sehr wenige Nachkommen, die aber gut versorgt und geschützt werden. Die Brutpflege – beim Zebraharnischwels übernimmt sie das Männchen – ist sehr intensiv und dauert im Vergleich zur elterlichen Fürsorge bei r-Strategen wie dem Kabeljau relativ lange. Die jungen Zebraharnischwelse haben eine gute Chance, ein höheres Lebensalter zu erreichen und sich selbst fortzupflanzen. Im Lebensraum von K-Strategen (das K steht für Kapazitätsgrenze) sind Nahrung und Platz für die Population begrenzt, was auch auf den Zebraharnischwels zutrifft: Hypancistrus zebra lebt ausschließlich in einer Flussschleife des Rio Xingu in Brasilien.

Lebensraum

Ursprünglich lebt Hypancistrus zebra in den Stromschnellen des Rio Xingu zwischen Steinen und Felsen in mehreren Metern Tiefe. Der Klarwasserfluss zeichnet sich durch felsige Areale mit vielen Spalten und Höhlen aus.

Bei der Haltung im Aquarium muss auf sauerstoffreiches Wasser mit Strömung geachtet werden. Die Strömung kann mit einer Innenpumpe, deren Abwärme auch (nachhaltig) das Wasser erwärmt, umgesetzt werden.

Der Zebraharnischwels benötigt Verstecke (Steine, Wurzeln etc.) und Bruthöhlen für die Zucht, zum Beispiel Röhren aus Ton oder Schiefer. Eine helle Beleuchtung brauchen die versteckt lebenden Tiere nicht.

Wasserregion: boden- und substratorientiert

Bodengrund: Sand, feiner Kies; das Substrat darf nicht scharfkantig sein

Einrichtung: Verstecke aus Steinaufbauten und Höhlen; Wurzelholz zum Abraspeln und Aufwuchsalgen sind nicht notwendig, diese kommen im natürlichen Lebensraum nicht vor

Lebenserwartung

Der Zebraharnischwels kann bis etwa 15 Jahre alt werden.

Körperlänge

Die Körperlänge kann bis etwa 10 cm betragen; die Männchen werden etwas größer und haben eine breitere Kopfform sowie längere Hautzähnchen (Odontoden) auf Kiemendeckeln und Brustflossen. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern lassen sich meist erst nach zwei bis drei Lebensjahren erkennen.

Foto: Andreas Jekel – geophagus.de

Systematik: L wie Harnischwels?!

Der Zebraharnischwels trägt auch die Bezeichnung L46. Das L steht für Loricariidae, also die Familie der Harnischwelse. Die Loricariidae umfassen eine riesige Gruppe von rund 80 Gattungen und etwa 650 bis heute beschriebenen Arten. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „loricatus” ab, was „gerüstet” oder „gepanzert” bedeutet. Die Zahl dient als Hilfsmittel, um neue L-Welse bis zu ihrer wissenschaftlichen Beschreibung zu unterscheiden. Die Systematik, die 1988 angeblich in einer Münchner Pizzeria erfunden wurde, bezieht sich auf die Veröffentlichung der neuen Arten: Der Zebraharnischwels wurde demnach als Nummer 46 im Fachmagazin DATZ, einer Zeitschrift für Aquarianer und Terrarianer, eingeführt. Nach der Beschreibung durch Isaäc Isbrücker und Han Nijssen im Jahr 1991 behielt Hypancistrus zebra vor allem im Handel seinen Beinamen L46.

Ernährung

Vorwiegend tierisches, proteinreiches Futter (Frostfutter, zerkleinerte Futtertabletten, feines Granulat und Flockenfutter). Hypancistrus zebra ist kein Algenfresser, das heißt im Aquarium kein Funktionsfisch.

Fortpflanzung

Der Zebraharnischwels ist ein Höhlenbrüter; die Männchen übernehmen die Brutpflege (Bewachen und Absaugen des Geleges, Ventilieren des Wassers über dem Gelege), kleine Gelege mit sehr großen Eiern, die mehrere Tage lang zur Entwicklung brauchen.

Nachzucht

Zebraharnischwelse lassen sich gut züchten, sie legen aber nur wenige, dafür sehr große Eier. Die Jungfische sind beim Schlupf schon relativ groß und wachsen vergleichsweise langsam; erst mit etwa zweieinhalb Jahren pflanzen sie sich fort.

Foto: Ingo Seidel

Herkunftsnachweis: „Zebras“ und CITES

Der Zebraharnischwels kommt in der Natur nur in einem relativ eng begrenzten Gebiet vor, das zudem gefährdet ist, deshalb ist Hypancistrus zebra ein Fall für den Artenschutz. Im November 2022 hat die CITES-Konferenz der Vertragsstaaten in Panama beschlossen, den Zebraharnischwels von Anhang III in den Anhang II hochzustufen und den Handel mit Naturentnahmen aus Brasilien zu verbieten. CITES ist eine internationale Vereinbarung über den Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen. Wer Zebraharnischwelse erwerben möchte, benötigt vom Verkäufer eine Bescheinigung über die Herkunft, außerdem muss der Erwerb bei der zuständigen Artenschutzbehörde gemeldet werden.

Verhalten

Zurückhaltende, eher scheue Art, die sich im Aquarium zum Teil territorial verhält, daher ist bei einer Gruppe von Zebraharnischwelsen ein größeres Aquarium mit deutlich mehr Verstecken als Tieren notwendig.

Haltung

Geeignet für Fortgeschrittene

Wer Hypancistrus zebra zusammen mit anderen Fischen halten möchte, sollte darauf achten, dass diese mit der Strömung und den Temperaturen des Wassers zurechtkommen. Die „Mitbewohner” sollten eher ruhig und keine hektischen Fresser sein, die den Welsen das Futter wegschnappen. Sie lassen sich zum Beispiel mit kleinen Salmlerarten und Skalaren vergesellschaften. Für die Nachzucht ist ein reines Artenbecken empfehlenswert. 

Wasserqualität

Wassertemperatur: 25 bis 28 °C, für die Zucht höhere Temperaturen um 30 °C

pH- Wert: 6,0 bis 7,5

Artenschutz

In Brasilien sind Fang, Zucht und Ausfuhr seit 2005 verboten.

CITES: Seit 2022 wird Hypancistrus zebra in Anhang II der CITES-Liste geführt (CITES = Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen) und entsprechend in Anhang B der EU-Verordnung 338/97 über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels. Für Halter ist ein Herkunftsnachweis notwendig.

IUCN: Auf der Roten Listen der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) ist der Zebraharnischwels als „critically endangered” eingestuft.

Heimtier des Jahres 2024

Steckbrief Zebraharnischwels

#FUNFACTS zum Zebraharnischwels

  • Harnischwelse besitzen auf ihrer Haut einen Panzer (Harnisch) mit Knochenplatten, woher auch der Name „Harnischwels” stammt.
  • Harnischwelse besitzen eine Omega-Iris, das heißt einen Irislappen, der als Ringblende funktioniert und von oben die Pupille abhängig vom Lichteinfall verschließen kann.
  • Die Jungtiere des Zebraharnischwelses ernähren sich nach dem Schlüpfen bis zu zwölf Tage lang von ihrem großen Dottersack und sind dann schon relativ groß.
  • Die weißen Flächen des Zebraharnischwelses können bei Stress rötlich schimmern.
  • Zebraharnischwelse gehören zu den Knochenfischen.
  • Mit ihrem „Saugmaul” können Zebraharnischwelse keine Algen abfressen; ihre Zähnchen sind aber hoch spezialisiert.

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