ZZF zum Versandhandel mit Tieren

Ein Tier per Klick im Internet kaufen?

Der ZZF hat Qualitätsstandards für den Internethandel mit Tieren und den Versand von Wirbeltieren an Privatpersonen definiert.  

Internet-Plattformen sind zu beliebten Vermittlungsmedien für Heimtiere geworden. Die meisten Anzeigen stammen von Privatpersonen, die Tiere abgeben, Gelegenheitszüchtern und gewerblichen Züchtern. Auch Tierschutzorganisationen nutzen das Internet, um ihre Schützlinge zu vermitteln. Als Treffpunkte von Anbietern und Tierhaltern sind Plattformen im Netz hilfreich. Gemäß unserer Skopos-Studie gilt das Netz für Tierhalter außerdem als wichtigste Informationsquelle zu den Bedürfnissen ihrer Tiere.

Versand von Wirbeltieren an Endkunden

Beim Internet- und Versandhandel mit Wirbeltieren ist zu bedenken, dass zukünftige Halter vor der Anschaffung ihrer Heimtiere stets die Möglichkeit haben sollten, die ausgewählten Tiere in Augenschein zu nehmen. Für eine tiergerechte Heimtierhaltung ist vor allem das persönliche Beratungsgespräch zu allen Aspekten der tiergerechten Haltung, der Vergesellschaftung, Ernährung, Haltung und Pflege essentiell. Auch praktische Erfahrungen beispielsweise zum tiergerechten Umgang oder – wo es notwendig ist - zum Entnehmen der Tiere aus dem Gehege (Handling) müssen vermittelt werden.

Grundsätzlich empfiehlt der ZZF für die Vermittlung von Heimtieren eine persönliche Übergabe und Beratung. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es notwendig sein, Tiere an Heimtierhalter zu versenden. Wenn beispielsweise ein Tierhalter im Zoofachmarkt Tiere besichtigt hat, aber aus Tierschutzgründen wünscht, dass sie mit einem für Tiertransporte zugelassenen Kurier zu ihm nach Hause geschickt werden, ist der Versand zu befürworten.

Die ZZF-Mitglieder haben in ihren Heidelberger Beschlüssen für den Versand von Wirbeltieren an Endkunden daher Ausnahmen und bestimmte Voraussetzungen definiert:

  • Kunden haben sich im persönlichen Fachgespräch im Zoofachgeschäft für bestimmte Tiere entschieden und können/möchten diese nicht sofort mitnehmen, weil sie beispielsweise länger unterwegs sind und/oder weit entfernt wohnen oder Haltungsanlagen vorbereiten müssen.
  • Die Auswahl bestimmter Tiere durch den zukünftigen Halter erfolgte auf Wunsch per Videozuschaltung des Kunden. So wird gewährleistet, dass die gewünschten Tiere vor der Anschaffung in Augenschein genommen werden können.
  • Ein persönliches Beratungsgespräch zu allen Aspekten der tiergerechten Haltung, der Vergesellschaftung, Ernährung, Haltung und Pflege hat nachweislich online stattgefunden.
  • Der Käufer hat schriftlich zugestimmt, die Tiere nicht zurückzusenden und kümmert sich ggf. um einen Platz, falls das Tier abgegeben werden muss.
  • Es erfolgt kein Versand von Säugetieren oder Vögeln.
  • Der Versand erfolgt über ein für den Transport lebender Wirbeltiere zertifiziertes und zugelassenes Transportunternehmen.
  • Die Zustellung erfolgt nach genauer örtlicher und zeitlicher Abstimmung mit dem Kunden.

Identifikation im Onlinehandel mit Tieren

Der ZZF hält es für notwendig, dass Internetplattformen keine rechtswidrigen und dem Tierschutzgedanken entgegenstehenden Angebote veröffentlichen: Dazu zählen Heimtiere mit Qualzuchtmerkmalen, nach EU-Recht als invasiv eingestufte Arten, Arten für die ein Besitzverbot gilt sowie artgeschützte Tiere ohne dokumentierte Erlaubnis. Die Anbieter von Tieren sollten sich verpflichtend gegenüber der Online-Plattform ausweisen. So können Plattformbetreiber bei Problemen hinsichtlich des Tierwohls, Arten- oder Seuchenschutzes direkt mit den Anbietern Kontakt aufnehmen. Es ist Anbietern dann nicht möglich, unter mehrfachen Identitäten Tiere zu verkaufen und damit der Einstufung als gewerbsmäßige Händler zu entgehen. Um die Umsetzung dieser Ausweispflicht muss sich der Betreiber der Plattformen kümmern - unter Beachtung des Datenschutzes.

Privatpersonen, die ihre Tiere abgeben müssen, sowie gelegentliche Vermehrer von Tieren, die nicht planmäßig züchten, sollten nach wie vor ohne große bürokratische Hürden Tiere anbieten können.

Dr. Stefan Hetz

Dr. Stefan Hetz

Wissenschaftlicher Fachreferent für Heimtiere und internationale Beziehungen

Tierhandel

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